Finanzielle Anreize motivieren Übergewichtige zu Bewegung
Geld scheint doch ein hoher Motivator fürs Abnehmen zu sein. Drohten die Krankenversicherungen ihren übergewichtigen Versicherten mit höheren Beiträgen, wurden viele körperlich aktiver. 5000 Schritte gingen sie pro Tag, um Geld zu sparen, berichten Forscher der University of Michigan Health System und der Stanford University.
5000 Schritte am Tag
Die gut 12.100 Studienteilnehmer mussten sich entscheiden: Entweder 20 Prozent mehr für ihre Krankenversicherung als Preis für den krankheitsfördernden bewegungsarmen Lebensstil zu bezahlen oder sich mehr zu bewegen und damit dem Übergewicht den Kampf anzusagen. Zur Auswahl standen verschiedene Programme: die Teilnahme bei dem Weight Watchers oder einem Bewegungsprogramm mit einem digitalen Schrittzähler. Rund die Hälfte der Probanden entschied sich für das Laufen. Ziel war es, durchschnittlich 5000 Schritte pro Tag oder 450.000 Schritte im Quartal zu gehen. Das einjährige Bewegungsprogramm verfolgten die Forscher über das Internet, die Daten wurden auf eine Webseite hochgeladen.
Zwangsmaßnahme oder Motivationshilfe
Erst wenn das Abnehmen erfolgreich war, sollten sie eine Ermäßigung von ihrer Versicherung erhalten. Nach einem Jahr hatten rund 97 Prozent das Ziel „5000 Schritte am Tag“ erreicht oder sogar übertroffen. Das galt auch für extrem widerspenstige Probanden, die finanzielle Anreize eigentlich ablehnten und das Gesundheitstraining als „Zwangsmaßnahme“ bezeichneten. Nur drei Prozent schafften das Ziel der vielen Schritte nicht. Eine Umfrage zur Zufriedenheit ergab: Ein Drittel der Teilnehmer war mit Belohnung durch Geld unzufrieden, sie empfanden dies als Druckmittel. Die restlichen zwei Drittel mochten das Programm. „Finanzielle Bonusprogramme sind für viele Menschen akzeptabel und fördern gesundheitsbewusstes Verhalten“, resümiert die Hauptautorin der Studie, Donna Zulman.
Ethisch umstritten
Allerdings sei es ethisch umstritten, ob man jemanden persönlich für die Gesundheitskosten durch Inaktivität und Bewegungsverweigerung haftbar machen könne, sagt Studienautorin Caroline R. Richardson. „Aber in Zukunft wird es vermutlich mehrere solcher Ansätze geben, gesündere Verhaltensweisen finanziell zu fördern.“ Die Rate der Leute, die sich am internetbasierten Bewegungsprogramm beteiligten und auch dabei blieben, sei „überraschend hoch“ gewesen. Auch bei Leuten, die der Idee zunächst feindlich und ablehnend gegenüberstanden. Die Ergebnisse seien vielversprechend, fettleibige Menschen zu mehr körperlicher Aktivität zu motivieren. „Weitere Untersuchungen sind aber nötig, um festzustellen, ob solche Programme zu dauerhaften Verhaltensänderungen und einer Kostensenkung im Gesundheitswesen führen“, so Zulman.
Quelle: Zulman, D. et al.: „Implementation and evaluation of an incentivized Internet-mediated walking program for obese adults,“ Translational Behavioral Medicine, doi: 10.1007/s13142-013-0211-6;